Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

EU-Fleischexporte boomen

Die Fleischexporteure der Europäischen Union steuern 2016 auf ein Rekordergebnis zu, denn sie haben in den ersten drei Quartalen so viel Ware an Drittlandskunden verkauft wie niemals zuvor. Daten der EU-Kommission zufolge belief sich der Gesamtabsatz von Schweine-, Rind-, Geflügel- und Schaffleisch einschließlich Nebenerzeugnissen und lebender Tiere auf 4,86 Mio t Schlachtgewicht; das waren fast 900 000 t oder 22,7 % mehr als im Vorjahreszeitraum.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Artikel teilen:

Die bisherige Höchstmarke von 5,42 Mio t aus dem vergangenen Jahr dürfte demnach 2016 ziemlich sicher übertroffen werden. Alle Fleischarten konnten von Januar bis September 2016 von der wachsenden internationalen Nachfrage profitieren. Am stärksten war dies bei Schweinefleisch mit einem Ausfuhrplus von mehr als 700 000 t oder fast 30 % auf 3,10 Mio t der Fall. Damit kletterte dessen Anteil am gesamten EU-Fleischexport auf 64 %. Vor allem der höhere Bedarf in Asien, und dort insbesondere in China, sorgte für den Ausfuhrboom. Bei Geflügelfleisch legte die in Drittländer verkaufte Menge um annähernd 108 000 t oder 10 % auf 1,19 Mio t zu. Die wichtigsten Kunden Südafrika, die Philippinen und Hongkong orderten jeweils gut ein Drittel mehr EU-Geflügelfleisch als im Vorjahreszeitraum. Im Rinderbereich profitierten die Exporteure besonders von der starken Nachfrage nach lebenden Tieren, beispielsweise der Türkei. Aber auch der Absatz von frischem und gefrorenem Rindfleisch verzeichnete starke Zuwächse, so in Hongkong. Insgesamt legten die Ausfuhren gegenüber den ersten neun Monaten 2015 um 74 000 t oder 17,2 % auf 504 000 t zu. Der nicht ganz so beutende Export von Schaf- und Ziegenfleisch wuchs ebenfalls, insbesondere aufgrund erhöhter Lebendausfuhren, und zwar um 20 % auf 61 100 t.

Sinkende Exporterlöse nur bei Geflügelfleisch
Die höheren Absatzmengen haben den EU-Exporteuren im bisherigen Jahresverlauf auch spürbar mehr Geld in die Kasse gespült. Die Ausfuhreinnahmen beliefen sich in den ersten neun Monaten 2016 insgesamt auf 8,89 Mrd Euro; das waren 1,38 Mrd Euro oder 18,4 % mehr als in der Vorjahresperiode. Hauptumsatzbringer war dabei Schweinefleisch mit einem Erlösplus von 29,1 % auf 5,68 Mrd Euro, wovon allein auf das Chinageschäft 2,19 Mrd Euro entfielen. Der Durchschnittswert einer in Drittländer verkauften Tonne Schweinefleisch lag mit 1 829 Euro in etwa auf Vorjahresniveau. Bei Rindfleisch einschließlich lebender Tiere ging es mit den Exporterlösen im Vergleich zur Vorjahresperiode um 15,5 % auf 1,57 Mrd Euro nach oben, wobei die Türkei mit gut 265 Mio Euro auf Platz eins der EU-Kunden rangierte. Der Verkauf von Schafen und Ziegen sowie deren Fleisch brachte mit 209 Mio Euro rund 15 % mehr Geld ein. Anders sah die Entwicklung dagegen bei Geflügelfleisch aus. Trotz der höheren Absatzmenge nahmen die Exporterlöse hier gegenüber den ersten neun Monaten 2015 um 8,8 % auf 1,43 Mrd Euro ab. Neben der Zusammensetzung des Warenkorbes war dafür vor allem der niedrigere Verkaufspreis verantwortlich. Lag der mittlerer Wert einer exportierten Tonne im Zeitraum Januar bis September 2015 noch bei 1 446 Euro, waren es in der gleichen Zeitspanne in diesem Jahr nur 1 200 Euro. Aufgrund des Geflügelpestgeschehens in der EU dürfte nach Einschätzung des Rabobank die Exportsituation 2017 schwieriger werden.

Handelsbilanz für Fleisch mit dickem Plus
Nicht nur die Fleischexporte der EU, sondern auch deren Fleischimporte, haben in den ersten drei Quartalen 2016 gegenüber der Vorjahresperiode zugenommen. Allerdings fiel der Anstieg mit 3,8 % auf 1,13 Mrd t deutlich schwächer aus als auf der Ausfuhrseite. Wichtigstes Einfuhrgut war Geflügelfleisch, dessen Bezugsmenge, hauptsächlich aus den Lieferländern Brasilien und Thailand, gegenüber dem Vorjahreszeitraum um insgesamt 4,9 % auf 682 900 t stieg. Wegen des international gesunkenen Preisniveaus mussten die Importeure aber für die größere Menge weniger Geld ausgeben; der Einfuhrwert sank um 8,4 % auf 1,62 Mrd Euro. Auch der Bezug von Rindfleisch aus Drittländern nahm zu, nämlich um 2,7 % auf fast 249 000 t. Die Rechnung dafür fiel im Vergleich zum Vorjahreszeitraum mit 1,47 Mrd Euro wegen gesunkener Angebotspreise ebenfalls geringer aus, und zwar um 4,1 %. Auch Schaf- und Ziegenfleisch konnte günstiger eingekauft werden. Der Importwert war hier um 7,1 % auf 709 Mio Euro rückläufig, obwohl mit 176 600 t fast 3 % mehr Ware bezogen wurde, vorwiegend in Ozeanien. Insgesamt belief sich die Rechnung für den EU-Fleischimport von Januar bis September 2016 auf 3,85 Mrd Euro; das waren 6,5 % weniger als in den ersten drei Quartalen 2015. Da gleichzeitig die Exporterlöse spürbar anstiegen, schnellte der Überschuss in der EU-Außenhandelsbilanz für Fleisch um 1,65 Mrd Euro oder fast 50 % auf die neue Rekordhöhe von 5,05 Mrd Euro.

Deutsches Schweinefleisch in Asien gefragt
Für die deutschen Exporteure entwickelte sich das Drittlandsgeschäft von Januar bis September 2016 unterschiedlich. Sehr zufrieden durften die Anbieter von Schweinefleisch sein, denn sie steigerten ihren Absatz im Vorjahresvergleich um mehr als ein Drittel auf 791 500 t. Vor allem gefrorene Ware und Schlachtnebenerzeugnisse „Made in Germany“ waren sehr gut gefragt, insbesondere in asiatischen Ländern. Bei Geflügelfleisch hielt sich der Zuwachs bei den Ausfuhren dagegen mit 5,8 % auf 63 610 t in Grenzen. Erfolgreicher waren da die polnischen Anbieter, die ihre betreffenden Drittlandsverkäufe um fast 39 % auf 195 000 t ausdehnen konnten und damit zu den führenden Franzosen mit 197 200 t aufschlossen. Die deutschen Exporteure von Rindfleisch und lebenden Tieren mussten entgegen dem EU-Trend einen moderaten Rückgang ihrer Ausfuhren um 1,4 % auf 57 400 t hinnehmen. Zwar wurden hierzulande mehr lebende Zuchtrinder in Staaten außerhalb der EU verkauft, doch waren die hiesigen Anbieter am florierenden Schlachtrinderexport praktisch nicht beteiligt. In diesem Bereich punkteten neben Spanien vor allem Ungarn, Rumänien und Slowenien. Zudem verkauften die deutschen Anbieter mit 20 400 t rund 18 % weniger frisches und gekühltes Rindfleisch als in den ersten drei Quartalen 2015, was wesentlich zum insgesamt leicht rückläufigen Ausfuhrergebnis beitrug. Spanien verzeichnete hier indes mit einem Plus von fast 19 % auf 56 630 t einen deutlichen Anstieg beim Drittlandsabsatz und schickt sich damit an, Deutschland in diesem Jahr als führenden EU-Rindfleischexporteur zu überholen.
 

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren