Frankreich: Eine „strategische Reserve“ zur Bekämpfung der Blauzungenkrankheit
Das französischen Landwirtschaftsministerium und das Pharmaunternehmens Merial, die Veterinärsparte von Sanofi, haben im Dezember 2015 die Gründung der ersten Antigenbank zur Bekämpfung der Blauzungenkrankheit bekanntgegeben.
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Die Antigene werden am Standort des veterinärmedizinischen Labors von Merial in Lyon Porte-des-Alpes gelagert. „Diese strategische Reserve stellt eine Art Versicherung dar, auf die die Regierung im Falle einer Epidemiegefahr zurückgreifen kann“, erklärt Silke Birlenbach, Leiterin der Abteilung für Veterinärmedizin und öffentliche Gesundheit bei Merial. Denn: „Mit Hilfe dieser Antigenbank könnte der Impfstoff innerhalb von fünf bis elf Tagen geliefert werden, während sonst die Herstellung einer qualitativ hochwertigen Vakzine insgesamt sechs bis neun Monate dauert.“ Der Landwirtschaftsminister hat sich für die Lagerung von Antigenen der Serotypen 1 und 4 entschieden, die zurzeit in Italien und Spanien grassieren. Die Bedrohung durch diese beiden Serotypen wird höher eingestuft als die durch den weniger pathogenen Serotyp 8. Deshalb will man in Frankreich „im Notfall etwas in der Hinterhand haben“. In diesem Zusammenhang nennt der Leiter der Generaldirektion für Ernährung des Landwirtschaftsministeriums einen weiteren Vorteil der Antigenbank: „Die Antigene können fast fünf Jahre lang aufbewahrt werden, während die Haltbarkeit eines fertig formulierten (d. h. gebrauchsfertigen) Impfstoffs lediglich ein Jahr beträgt.“ Die Gesamtkosten des Projekts in Höhe von 4,6 Millionen Euro werden vom französischen Staat getragen. Diese Investition könnte sich durchaus lohnen. Denn nach Angaben von Merial (Quelle: Health for Animals) soll der erste Ausbruch der Blauzungenkrankheit in Frankreich im Jahr 2007 wirtschaftliche Verluste in Höhe von rund 1 Milliarde Dollar verursacht haben, und seit August 2015 wurden in Frankreich mehrere Neuausbrüche (Serotyp 8) festgestellt... Frankreich hat übrigens vorgeschlagen, dass – entsprechend der bereits existierenden Maul- und Klauenseuche (MKS)-Antigenbank – auch auf europäischer Ebene eine Antigenbank zur Bekämpfung der Blauzungenkrankheit eingerichtet wird.
(aus: PÂTRE Januar 2016, No. 630: Une banque d’antigènes contre la FCO)
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