Gekoppelte Prämien für Schaf- und Mutterkuhhalter in der Diskussion
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Der Leiter der Unterabteilung Nachhaltigkeit und nachwachsende Rohstoffe im Bundeslandwirtschaftsministerium, Bernt Farcke, berichtete am vergangenen 14.4.auf einer Tagung des Deutschen Verbandes für Landschaftspflege (DVL) zum bäuerlichen Naturschutz in Berlin, dass „die Bereitschaft spürbar wächst, darüber nachzudenken, in dem Bereich der Schafhaltung und Mutterkuhhaltung wieder gekoppelte Prämien ab 2020 zu gestalten“. Abteilungsleiterin Dr. Elsa Nickel vom Bundesumweltministerin hob die Schäfer als besonderen Berufsstand für den Naturschutz hervor und sprach sich für eine stärkere Unterstützung des bäuerlichen Naturschutzes insgesamt aus. Nach Auffassung des DVL-Vorsitzenden Josef Göppel kann der Naturschutz ohne die beteiligten Landwirte in seiner jetzigen Weise nicht existieren. Einen starken Dialog mit der Gesellschaft, auch zum Thema bäuerlicher Naturschutz, mahnten der Vorsitzende des Ernährungsausschusses im Bundestag, Alois Gerig, der Präsident der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Dr. Hanns-Christoph Eiden und der Agrarökonom Prof. Alois Heißenhuber an. Der Präsident des Bauern- und Winzerverbandes Rheinland-Pfalz-Süd (BWV), Eberhard Hartelt, warnte gleichzeitig davor, der Landwirtschaft die alleinige Schuld an dem Verlust der Artenvielfalt zu geben. Einig waren sich die Teilnehmer darin, dass sich der Naturschutz für die Landwirte auch ökonomisch lohnen müsse und nichtpraktikable Vorschriften dem Naturschutz entgegenwirkten.
Leistungen umwidmen
Farcke betonte, dass man die Uhren lediglich in einem sehr bestimmten Segment „zurückstellen würde“ und dies auch dort gut ökologisch begründen könnte. Man erkenne die Probleme der Schaf- und Mutterkuhhalter in diesem Bereich an. Nickel plädierte dafür, die finanziellen Leistungen innerhalb der nächsten GAP-Periode schrittweise für konkrete Leistungen umzuwidmen. Die Landwirte sollten die Naturschützer als wichtige Verbündete dafür sehen, dass das Geld den Landwirten erhalten bleibe. Der DVL hatte sein neues Leitbild „Bäuerlicher Naturschutz“ auf der Tagung vorgestellt. Darin postuliert er den bäuerlichen Naturschutz als „Voraussetzung für den Erhalt wichtiger Kulturlandschaften“ und kündigt an, die Landwirte stärker als bisher auf die Denkweise und Möglichkeiten dieser Form des Naturschutzes hinzuweisen. Dabei setzt der DVL vor allem auf freiwillige Maßnahmen. Aufbauend auf der Kompetenz der Landwirte wolle man Naturschutzmaßnahmen optimieren oder neu entwickelt. Neue Konzepte und Innovationen müssten sich aber an den Bedürfnissen der einzelnen Betriebe orientieren, unterstreicht der DVL in dem Papier. Bäuerlicher Naturschutz setze aber voraus, dass die bäuerlichen Betriebe eine stabile wirtschaftliche Perspektive hätten. Göppel betonte, dass der Naturschutz angemessen honoriert werden müsse. Er erbringe nicht nur wertvolle Leistungen, sondern verbessere auch das Image der Landwirtschaft und stärke deren gesellschaftliche Akzeptanz.
Kommunen stärker einbinden
Gerig mahnte bei aller Dringlichkeit auch Geduld an. Er erwartet im Zuge der GAP-Halbzeitbewertung noch keine „großen Veränderungen“. Allerdings sei es wichtig, bereits jetzt über Perspektiven für Betriebe, vor allem in strukturschwachen Regionen, zu reden. Nicht nur die Landwirtschaft sei in den Regionen gefordert; auch die Kommunen müssten sich stärker engagieren. Hartelt hofft auf einen aktiven gemeinsamen Vorstoß von Naturschutz und Umwelt, um den Naturschutz voranzubringen und den teils fehlgeschlagen GAP-Vorschriften entgegenzutreten. Die Zukunft sieht er weniger im Ordnungsrecht, sondern viel mehr in freiwilligen Kompensationsmaßnahmen. Auch zwischen Stiftungen und Behörden sollte es eine engere Zusammenarbeit geben. Ein neues Förderkonzept mahnte auch Heißenhuber an. Das bestehende System habe sich „nachweislich nicht bewährt“. Gleichzeitig warnte er vor gegenseitigen Schuldzuweisungen, die keinesfalls weiterführten. Für die Zukunft sieht Heißenhuber vor allem die einheitliche Flächenprämie als kritisch an. Die Kosten des Naturschutzes seien in den Landschaften unterschiedlich hoch und müssten angepasst vergolten werden. Der Agrarökonom schlägt ein dreistufiges Fördermodell vor. Als unterste Stufe sollte es eine Grundvergütung für Leistungen geben, die die europäische Landwirtschaft vom Weltmarkt abhöben. Eiden ermunterte die Landwirte, sich bei der Weiterentwicklung der Naturschutzförderung einzubringen. Aber auch die Politikbereiche müssten sich stärker miteinander vernetzen und aufeinander zugehen.
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