Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

FDP in BaWü: Schafbeweidung führt zu unerwünschter „Versteppung“

Die FDP-Landtagsfraktion in Baden-Württemberg hat pünktlich zum 11.11. die Fastnachtssaison eröffnet – nach Ansicht von Naturschutzbund (NABU) und Landesschafzuchtverband Baden-Württemberg allerdings wohl eher unfreiwillig.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Artikel teilen:
In ihrer parlamentarischen Initiative zur Schafhaltung im Biosphärengebiet (Drucksache 14/ 5410) weisen die Liberalen auf die „ökologisch nachteiligen Versteppungen“ hin, die durch die Beweidung mit Schafen entstünden und fordern stattdessen eine Wechselbeweidung mit Rindern. NABU-Landeschef Dr. Andre Baumann: „Wenn der Antrag ein parlamentarischer Beitrag zum Beginn der fünften Jahreszeit gewesen wäre, hätte man durchaus schmunzeln können.“ Anette Wohlfarth, Geschäftsführerin des Landesschafzuchtverbandes Baden-Württemberg, kann der FDP-Anfrage nichts Komisches abgewinnen: „Das ist ein Schlag ins Gesicht der Schäferinnen und Schäfer, welche bei Wind und Wetter mit ihren Schafherden die Magerrasen und Wacholderheiden beweiden und so wertvolle Kulturlandschaften erhalten und gesundes Fleisch produzieren.“ Zum Glück habe Landwirtschafts- und Naturminister, Peter Hauk, richtig geantwortet und gezeigt, dass Schäferei und Naturschutz zusammengehören. „Die Schwäbische Alb wurde seit Jahrhunderten wie keine andere Region in Europa von der Wanderschäferei geprägt - die Wacholderheiden und Kalkmagerrasen sind heute eine der artenreichsten und schönsten Kulturlandschaften Europas“, erklärt der Biologe Baumann, der selbst aus einer Schäferfamilie stammt und über die Entstehungsgeschichte der Wacholderheiden durch die Schäferei promoviert hat. „Die Wanderschafhaltung war früher in ganz Mitteleuropa verbreitet. Auf der Schwäbischen Alb entstanden die Wacholderheiden in der Bronzezeit vor rund 4000 Jahren. Heute ist die Wanderschafhaltung fast vollständig verschwunden. Nur in einem einzigen Gebiet wurden ohne Unterbrechung Schafe gehütet: auf dem Münsinger Hardt, dem ehemaligen Truppenübungsplatz“, macht er die Sonderstellung des Gebietes deutlich. „Das ist einzigartig. Auf diesen Gelände existieren Reste einer der ältesten Kulturlandschaften der Menschheit!“ Wohlfarth ergänzt: „Mit über 30 000 Schafen wird im Biosphärengebiet Schwäbische Alb eine extensive Beweidung in der traditionellen Hütehaltung gewährleistet. Ohne diese Art der Schafhaltung könnten wertvolle Elemente der Kulturlandschaft im Biosphärengebiet nicht für die Nachwelt erhalten werden.“ Die Forderung der Landes- FDP nach einer Wechselbeweidung kann das Ende dieser touristisch hochinteressanten und kulturhistorisch einmaligen Naturschönheiten bedeuten. Rinderweiden auf naturschutzfachlich wertvollen Schafweiden führten meist binnen kurzer Zeit zu einem Verlust der Artenvielfalt, da Rinder anders fressen als Schafe. „Noch wichtiger sei jedoch das Herdenmanagement: Schafherden werden vom Schäfer auf den Heideflächen gehütet und binnen kurzer Zeit weitergetrieben, wenn sie die Fläche abgeweidet haben“, erklärt Wohlfarth. „Cowboys gibt’s im Wilden Westen, aber nicht auf der Schwäbischen Alb. Weiderinder werden, anders als Schafe, auf der Alb nicht gehütet, sondern weiden hinter Stacheldraht oder Elektrozaun über längere Zeit auf den selben Flächen. „Die Wacholderheiden der Schwäbischen Alb sind über Jahrhunderte hinter dem Rücken des hütenden Schäfers entstanden und können nur durch eine funktionierende Schäferei erhalten werden“, so Wohlfarth und Baumann. NABU und Landesschafzuchtverband begrüßen darum die Antwort von Minister Peter Hauk, der die Forderungen des kleinen Koalitionspartners zerpflückt – wie eine Schafherde die Gräser einer Weidefläche. „Minister Hauk, wir fordern Sie auf: Setzen Sie sich noch stärker für den Schutz und die Erhaltung der Kulturlandschaften im Biosphärengebiet durch die Wanderschäferei ein“.

Hier geht es zur FDP-Landtagsanfrage:
http://www.landtag-bw.de/WP14/Drucksachen/Txt/14_5410.html

LSV/Nabu

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren