Landesschafzuchtverband und NABU erneuern ihre Kooperation
Damit die jahrtausendealte Tradition der Schafhaltung im Südwesten weiterhin eine Zukunft hat, haben der Landesschafzuchtverband (LSV) und der NABU in Baden-Württemberg ihre Partnerschaftam 12. Januar 2023 bei einem Treffen am Rande der Schäferversammlung Schwäbisch Hall in Bühlertann erneuert.
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Der seit 2014 bestehende Kooperationsvertrag wurde aktualisiert und soll für weitere fünf Jahre eine Richtschnur für das Handeln beider Verbände sein.
NABU und LSV wollen sich zukünftig gemeinsam dafür einsetzen, dass die Landesregierung ein Aktionsprogramm zur Förderung der traditionellen Schäferei in Baden-Württemberg auflegt und umsetzt, eine Weidestrategie verfasst und verwirklicht sowie die Regionalvermarktung inklusive regionaler Schlachtungen vorantreibt.
Der LSV-Vorsitzende Alfons Gimber erklärte: „Viele Schäferinnen und Schäfer arbeiten seit Jahren deutlich unter dem Mindestlohn, und das bei einem Job, in dem man 365 Tage im Jahr Wind und Wetter ausgesetzt ist." Zwar seien die Prämien aus Landschaftspflegeprogrammen und den Landesförderprogrammen LPR und FAKT in den letzten Jahren etwas gestiegen, und auch die neue Gemeinsame Agrarpolitik der EU (GAP) halte ab 2023 eine gekoppelte Tierprämie bereit. Doch weil an anderer Stelle gespart werde, bleibe die prekäre finanzielle Lage der Betriebe unterm Strich bestehen, so Gimber.
„Eine starke und auskömmliche Schäferei in Baden-Württemberg dient nicht nur dieser selbst. Die Wanderschäferei hilft, artenreiche Kulturlandschaften, wie die Magerrasen der Rheindeiche oder die Wacholderheiden der Schwäbischen Alb, vor dem Verbuschen zu bewahren", sagte der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle. "Schafe vernetzen Biotope, transportieren Samen und Tiere über weite Strecken und versorgen uns mit klima- und naturfreundlich produziertem Fleisch sowie Wolle und Milch. Weidetiere sind Naturschützer par excellence, seit vielen Jahrhunderten. Damit das so bleibt, brauchen die Betriebe eine finanzielle Zukunftssicherung und freie, sichere Wanderwege!“
Weidetierhaltung in Baden-Württemberg
In Baden-Württemberg leben ca. 120 hauptberufliche Schäferinnen und Schäfer. Die Zahl der Schafe ist auf aktuell 201.700 Tiere gesunken. Noch im 19. Jahrhundert weideten knapp 900.000 Schafe in Baden und Württemberg.
Im Durchschnitt verdienen Schäferinnen und Schäfer etwa 8 Euro pro Stunde, der gesetzliche Mindestlohn liegt aktuell bei 12 Euro.
Neben finanziellen Schwierigkeiten kämpfen viele Schäfereien mit der mangelnden Verfügbarkeit von Weideflächen, die durch die starke Bebauung immer weiter abnehmen. Viele Triebwege sind durch Straßen und andere Hindernisse durchschnitten. Die Hüteschäferei ist zudem auf alte Weidegesetze aus dem 19. Jahrhundert angewiesen. Die darin verankerten Betretungsrechte sollten gesichert und gestärkt werden.
Nur durch die Schäferei sind viele der wertvollen Kulturlandschaften entstanden, etwa Wacholderheiden oder Magerrasen. Die Transhumanz, also die Tradition der Wanderweidewirtschaft, ist ein von der Unesco anerkanntes immaterielles Kulturerbe. Die Wanderschaft von begleiteten Schafen, Kühen und Ziegen entlang bestimmter Routen wird in vielen Ländern auf der Welt gepflegt.
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