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Wissenschaft & Forschung

Projekt "Schafe im Weinberg"

Slow Food Deutschland (SFD) hat im Juni den Ursula Hudson Preis 2022 der Projektgruppe "Schafe im Weinberg" der Hochschule Rottenburg, des Staatlichen Weinbauinstituts Freiburg und der Universität Freiburg verliehen. Das wissenschaftliche Team erforscht das Potential von Schafen im Weinberg. Denn als Weidetiere tragen sie zum Erhalt der Biodiversität bei und reduzieren gleichzeitig den Einsatz von Pestiziden.

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Klara Steffkova/shutterstock.com
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Die Auszeichnung von SFD ehrt Menschen für ihren erfolgreichen Beitrag zur Transformation des Ernährungssystems. 

Bereits 2019 begann die Projektgruppe ihre Arbeit. Das vierjährige "Win-Win im Weinberg-Projekt" geht nun in die letzte Weidesaison und soll die Synergien der Schafhaltung in Weinbergen wissenschaftlich beleuchten.

Weinbau ohne Weidetiere war früher undenkbar

Kaum 70 Jahre ist es her, dass Weidetiere in Weinbergen relativ häufig und keine Ausnahme waren. In der Weidetierhaltung war das Futter knapp und Rebflächen boten eine Nahrungsgrundlage – speziell im Winter. Gleichzeitig war Kunstdünger teuer oder überhaupt nicht verfügbar.

Der Weinbau war also auf die Ausscheidungen der Tiere angewiesen. Je nach lokalen Gegebenheiten (z. B. Stockdichte, Erziehungsform) wurden unterschiedliche Beweidungsformen in Weinbergen praktiziert. Nicht nur Schafe, sondern auch Gänse, Enten, Hühner und sogar Kühe und Schweine waren – zumindest temporär – Gäste des Weinbaus.

Heute sorgen Schafe im Weinberg für viel Erstaunen und bei manchem Winzer für Kopfschütteln. Gleichzeitig suchen viele Schäfer nach Futterflächen und würden deshalb vor allem im Winter gerne auf Rebflächen ausweichen. 

Einsatz von Herbiziden überflüssig

Welche Vorteile könnten sich durch die Flächenextensivierung und Doppelnutzung ergeben? Folgende Potentiale des Einsatzes von Schafen werden von den Forschungspartnern evaluiert:

  • Doppelnutzungsansätze versprechen eine Steigerung der Flächeneffizienz; mit der Doppelnutzung der Rebfläche können zusätzliche Produkte (Wolle, Fleisch) auf Basis einer Revitalisierung historischer Nutzungsformen generiert werden.
  • Die Tiere können das händische bzw. chemikalische Stammputzen der Rebstöcke (Entfernung unerwünschter Triebe) ersetzen und
  • die kostenintensive Freistellung der Traubenzone (zur Sicherung der Traubenqualität; v.a. bei Rotweinsorten erwünscht) bewerkstelligen.
  • Als „Rasenmäher“ können Schafe die Begleitwuchsregulation übernehmen und machen daher den Einsatz von Herbiziden sowie einige Überfahrten (Mulchen, Fräsen, Unterstockpflege mit Scheibenpflug) überflüssig.
  • Es erscheint logisch, dass eine solche Bewirtschaftungsumstellung bislang ruhende Ökosystemleistungen aktivieren kann (Biodiversität, Erosionsvermeidung, etc.), zumal viele Reben auf naturschutzfachlich hoch interessanten Flächen liegen.
  • Der Einsatz von Schafen kann in einem engen Markt gewinnbringend für das Marketing des Weins eingesetzt werden.
  • Ein solches Doppelnutzungsmodell sollte nach Möglichkeit auch die Potentiale der Berufsschäferei einbinden und hier Synergien freisetzen (z.B. durch ein Rent-some-Sheep-Modell) – also den Schäfereien zu einem zusätzlichen Einkommen verhelfen, was im Optimalfall mit einer Kostenreduktion für den Weinbau einhergeht.

Die aufgeführten Potentiale erzeugen bei überraschend vielen Winzern großes Interesse. Ein tatsächliches oder vermutetes betriebliches Risiko der Umstellung von Maschine bzw. händischer Arbeit auf Schafe ist für die Winzer noch relativ schwer abzuschätzen.

Wie mit jedem Nutztier verlaufen auch mit Schafen nicht alle Abläufe nach Plan, was für die Berücksichtigung der Anforderungen des Weinbaus eine zusätzliche Herausforderung darstellt. Daher ist es für den Praktiker umso wichtiger, über einen Handlungsleitfaden zu verfügen. Diesen wird das Forscherteam liefern.

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