Gemeinsam für die Weidetierhaltung
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Während draußen vor dem schleswig-holsteinischen Landtag die Wolfsgegener demonstrierten – zwei Wolfsbefürworter, die anhand ihrer T-Shirts erkannt wurden, hatten sich ebenfalls unter die Menge gemischt –, fand drinnen eine mündliche Anhörung des Umwelt- und Agrarausschusses des Landtages zum Thema „Wolf in Schleswig Holstein“ statt. Eingeladen waren u.a. der Landesverband Schleswig-Holsteinischer Schaf- und Ziegenzüchter, der Bauernverband, die Bürgerinitiative wolfsfreies Eiderstedt, der BUND und der Nabu sowie der Beratungsring für Schafhalter.
7,5 Mio. Euro für Erstellung der Zäune in Schleswig-Holstein
Edda Riedel vom Beratungsring stellte in ihrem Vortrag den Küstenschutz in den Fokus und bezifferte die Kosten für sichere Deiche in Schleswig-Holstein auf 7,5 Mio. Euro für die Erstellung der Zäune sowie auf 400 000 Euro pro Jahr für deren Unterhalt. Offen und unbeantwortet sei bisher die Frage bezüglich der zu leistenden Arbeit der präventiven Zäunung der 160 000 ha Winterweiden aller Schäfereien im Lande, kritisierte Riedel.
Aktuelle Einzäun-Aktionen mit einer vierreihigen Litze mit 120 cm Höhe hätten einen 18mal höheren Zeitaufwand ergeben, sagte die Beraterin. Zusätzliche Arbeitszeit für einen in der Regel alleine arbeitenden Schäfer, der ohnehin schon oft 3500 Arbeitsstunden im Jahr leistet. Die Kosten für das Material seien dabei fünfmal so hoch – ohne die Berücksichtigung der Maschinen- und Arbeitszeitkosten, betonte Edda Riedel. Sie befürchtet: „Bleibt der Wolf politisch und gesellschaftlich gewünscht, werden die meisten Schafhalter ihre Herden abschaffen.“
Wolf ist invasive Art
Peter-Theodor Hansen, Sprecher der Bürgerinitiative „Wolfsfreies Eiderstedt“ sieht den Wolf in Eiderstedt als invasive Art, da es ihn vorher dort noch nie gegeben hat. Außer den Weidetieren würde es in Eiderstedt nicht viel Nahrung für den Wolf geben, betonte er. Der gesamte Naturschutz in Eiderstedt, der durch EU-Vorgaben und Maßnahmen der Landesregierung begleitet werde, stehe im engen Zusammenhang mit der Weidetierhaltung, die durch den Wolf mittlerweile gefährdet sei, sagte Hansen. Die wolfsabweisende Einzäunung der Weiden führe außerdem zur Verschilfung und zum Zuwachsen der Gräben, da diese nicht mehr vom Vieh freigefressen werden könnten. Hier gehe ein wichtiges Nahrungshabitat – die offenen wasserführenden Gräben – für die Wiesenlimikolen (Rotschenkel, Uferschnepfe, Brachvogel, Kiebitz) verloren. Das würde letztendlich einen Verstoß gegen die EU-Vogelschutzrichtlinie bedeuten. Peter-Theodor Hansen gab außerdem zu bedenken, dass die aufgestellten Zäune der Witterung auf der Halbinsel ohnehin nur schwerlich standhalten würden.
Mehrere Redner berichteten bei der Anhörung über unterschiedliche Zahlen der Wolfspopulation: Von zwei bis zehn mittlerweile genetisch erfassten Tieren war die Rede. Zwei Tiere seien mittlerweile standorttreu, und 66 bestätigte Risse wurden den Wölfen zugeordnet. Zum Vergleich: In Sachsen leben derzeit 23 Wolfsrudel, und in der Risstabelle sind 79 Übergriffe aufgeführt. Bleibt die Frage: Was passiert in Schleswig Holstein, wenn sich die Einzeltiere zu Rudeln zusammenschließen?
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