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Riss während des Hütens

Wolfsangriff erreicht neue Dimension

Trotz Anwesenheit des Schäfers und drei Hütehunden reisst ein Wolf in der Lüneburger Heide eine ausgewachsene Heidschnucke während des Hütebetriebes.
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Gerissene Heidschnucke
Gerissene HeidschnuckeAnne Friesenborg
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Am 7. September 2018 reisst ein Wolf im Kiehnmoor während des Hütebetriebes, unweit von Schäfer und Hunden, eine fünf Jahre alte Heidschnucke in der Herde von Hinnerk Tewes.

Schäfer Hans Stolz berichtet von dem Vorfall: „Ich bin am Graben entlang, als mir fünf Schafe aufgeschreckt entgegen kommen. Das war ungewöhnlich und daher bin ich den Tieren entgegen gelaufen. Auf die Entfernung habe ich etwas Helles im Gras wahrgenommen, vielleicht liegt ein Tier auf dem Rücken, habe ich noch gedacht. Als ich näher heran kam, konnte ich den Wolf von hinten erkennen, wie er an einem Tier zerrte. Laut rufend bin ich hingelaufen und in einer Entfernung von ca. 30 Metern hat er von der Beute abgelassen und verschwand in der Deckung. Der Wolf hat wahrscheinlich im Gras gelegen, und ein paar Tiere haben sich heran gefressen. Er tötete das Tier durch einen Kehlbiss. Dass ich den Vorfall überhaupt mitbekommen habe, war reiner Zufall. Meine drei Hunde, die ich an der Leine hatte, haben zwar die Nase hoch in den Wind gehalten, aber das tun sie bei allen Wildtieren, die wir hier antreffen. Wenn die aufgeschreckten Heidschnucken nicht auf mich zugelaufen wären, dann hätte ich nichts gemerkt.

Dass man seinen Tieren nicht helfen kann, dass man einfach machtlos ist, geht an die Substanz, sagt Hans Stolz. Dieser Wolf hat gelernt, die Schafe beim Hüten abzugreifen und der Nachwuchs wird es auch lernen. Im Kiehnmoor soll die Herde daher nicht bleiben, am nächsten Tag werden sie woanders hinziehen. Hinnerk Tewes und sein Schäfer Hans Stolz sehen durch den Vorfall das Ende der Hüteschäferei als eingeläutet.

Das war nicht der erste Übergriff. Im letzten Jahr waren Wölfe dreimal in den Nachtpferch in die Herde von Hinnerk Tewes eingefallen und hatten Heidschnucken gerissen. Am 17.08.17 war es besonders schlimm. Trotz Wolfszaun in Höhe von 1,20 Meter und zusätzlichem Flatterband, versetzt in Höhe von 1,50 Meter, mussten 13 Tiere ihr Leben lassen, darunter ein wertvoller Zuchtbock. Sieben weitere Tiere mussten eingeschläfert werden.

Mittlerweile werden die Tiere doppelt eingezäunt, ein zusätzlicher Aufwand, der viel Zeit in Anspruch nimmt. Trotzdem ist der Gedanke an Wölfe allgegenwärtig, sogar in der Nacht findet der Schäfer kaum noch Ruhe. Mehrfach hat er aus größerer Entfernung die Wölfe vorbeiziehen sehen, aber vor ein paar Wochen muss ihnen ein Wolf direkt gefolgt sein. Ein ausgewachsenes Tier stand plötzlich zwischen Schafen und Schäfer und beobachtet die Szenerie. Als das Tier entdeckt wird und Stolz laut rufend auf den Wolf zuläuft, zieht er langsam von dannen. Seitdem sind Hans Stolz und sein Chef Hinnerk Tewes besonders in Sorge. Sie wissen, der Wolf wird wiederkommen und irgendwann das Rudel.

Das Wolfsbüro in Niedersachsen gibt sich auf Nachfrage zum Thema sehr optimistisch. In einer Mail wird mitgeteilt, dass die Anwesenheit des Schäfers in der Regel einen ausreichenden Schutz für die Herde und Hütehunden darstellt. Der Schäfer bzw. die hütende Person hat das Recht, den Wolf zu vertreiben. Bei der Frage nach Schäden wird mitgeteilt, dass während des Hütebetriebes die Anwesenheit des Schäfers in der Regel einen ausreichenden Schutz darstellt. Der Schäfer selbst ist durch Wölfe kaum gefährdet, sein Auftreten allein stellt schon eine ausreichende Abwehr dar, so dass auch hier die Mindestanforderungen für Billigkeitsleistungen anzunehmen sind. Für verursachte Schäden durch Wölfe an Nutztieren während der Hütearbeit soll eine Auszahlung von Ausgleichsgeldern auf Antrag geleistet werden.

Nachbarschäfer Carl Wilhelm Kuhlmann,Vorsitzender des Verband Lüneburger Heidschnuckenzüchter e.V., musste 2017 bereits zweimal einen Wolf mit lautem Geschrei und Stock vertreiben, da er sich ein Lamm während des Hütens gegriffen hatte. Am Hof waren in 2017 am helllichtem Tage mehrere Böcke gerissen worden. Am 11.08.18 konnte er es nicht verhindern, dass ein Wolf sich ein Lamm packt und damit verschwindet. Kuhlmann ist über diese Entwicklung sehr in Sorge.

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